MZ ES 250 2 und 175 2 Motorrad-Reifen + Räder

 

Welche Reifen sind für eine alte MZ ES 250/2 und ES 175/2 sinnvoll?

Die Bereifung der MZ ES 250-2 bestimmt nicht nur das Fahrverhalten sondern auch die Optik des Motorrads. Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre wurde bei MZ noch auf das Konzept der gleichgroßen - oder besser gesagt gleich kleinen Räder gesetzt: 16 Zoll mussten vorne und hinten ausreichen. Auch die aus heutiger Sicht lächerliche Breite von 3.25 - 3.5 Zoll für eine damals "schwere 250er" ist eher etwas für Schmalspurfans und nicht mehr so einfach überall zu bekommen.

Aber: Durch die kleinen Felgen wirkt die Gesamterscheinung gar nicht so schmal, die Räder laufen mit sehr wenig Rollwiderstand, die MZ ist kinderleicht in der Kurve zu beherrschen, glänzt mit neutralen Fahrwerksreaktionen und beeindruckt durch wirklich günstige Reifenpreise. Wem die Breite nicht ausreicht, kann sich zumindest bei der 250er vorn und hinten die Dimension 3.50-16 montieren, dazu muss allerdings vorn die etwas breitere Hinterradfelge (2,15 Zoll) eingespeicht werden. Siehe auch die Niederquerschnittreifen-Option für MZ Motorräder hier

In dieser Konstellation wurden die NVA-Maschinen "MZ ES 250 2 A" serienmäßig ausgeliefert. Die neue Reifengröße muss selbstverständlich vom TÜV in die Papiere eingetragen werden, wenn man keine Reifenfreigabe-Bescheinigung vom Hersteller bekommt. Nach meinem Wissen soll der Einbau des breiteren MZ-Hinterrads in die Vorderradsschwinge der ES aufgrund des Antriebs-Mitnehmers leider nicht so einfach möglich sein. Also neu einspeichen (lassen).

Beim Einspeichen stellt sich die Frage, ob man MZ-Alufelgen oder lieber die verchromten Stahlfelgen nimmt. Diese Entscheidung ist abhängig vom Einsatz. Für ein MZ-Gespann empfehlen sich keine Alufelgen, da das weichere Material dem hohen Fahrzeuggewicht nicht gewachsen ist. Die günstigeren Stahlfelgen sind etwas schwerer, glänzen anfangs wie eine Discokugel, aber dieser Effekt verblasst nach kurzer Zeit in feuchter Umgebung durch hartnäckigen Rost. Die Chromschicht soll von schlechter Qualität sein. Die Alufelgen brauchen ebenfalls regelmäßige Pflege, sonst sehen sie schnell gammelig aus. Im Gegensatz zu japanischen Motorrädern ist die Oberfläche nicht eloxiert, sondern sie oxidieren in scheckigem Grau fröhlich vor sich hin.
Für Besitzer mit H-Kennzeichen vielleicht nicht ganz unwichtig: Stollenreifen gab es in der DDR auch an NVA-Maschinen nicht, sondern nur für Wettbewerbsfahrer. Das Standardprofil war dafür - wie oft bei Oldtimern - etwas gröber. Leichte Stollenreifen harmonieren mit dem Vollschwingenfahrwerk übrigens ganz hervorragend, aber Endgeschwindigkeit und Schräglagengrenze sinken, der Verbrauch und das Abrollgeräusch steigen dagegen an. Stollenreifen haben auf der Straße Nachteile - aber sie sehen natürlich unter den wuchtigen Schutzblechen gut aus.



Ich habe meine ES 250 2 erst gekauft, nachdem ich eine Reifenfreigabe von Heidenau für das eckige Trialprofil K41 schriftlich hatte .... würde aber für die ES 250/2 jetzt eher die teureren Michelin M45 E2 empfehlen, weil sie einfach leichter rollen und keine wackeligen Kippwinkel in den Kurven provozieren. Nachtrag 03/2012: Gibt es in 3.25 und 3.50 nicht mehr neu zu kaufen.

Es empfiehlt sich auch an der MZ die Räder auswuchten zu lassen, da das Motorrad schon öfter in die 100 km/h Zone kommt. Im Reifengeschäft vorher nachfragen, da die benötigten Auswucht-Gewichte in Kegelform für Speichenräder fehlen. Man sagte mir, dass es diese nur noch für Gussräder oder auf Bestellung gäbe. Die nackten Alufelgen der MZ seien wegen der Alu-Oxidschicht für ein Aufkleben der Gewichte schlicht ungeeignet. Zwei Jahre später klebte mir der gleiche Laden dann doch plötzlich zwei Gewichte direkt auf die Felgen. Sieht nicht so schön aus, hält aber bisher. Die Speichenvariante mit Kegelgewichten wäre mir lieber gewesen. Für 8,- Euro pro Rad kann man das natürlich auch selber machen, wenn man die Gewichte da hat und über einen Bock verfügt, dar das Rad ganz leicht drehen lässt.


Freigaben für Niederquerschnittreifen gibt es bei alten MZ-Motorrädern nur in Ausnahmefällen, aber es gibt sie!


Nachdem mein K41 3.25-16 Blockprofil-Hinterradreifen nach gut 10.000 km und zwei Jahren eckig und abgefahren war (im Bild links ist übrigens der Vorderradreifen abgebildet), habe ich mich für die K66 auch von Heidenau entschieden. Der K66 ist ein schlauchloser (TL) Niederquerschnittsreifen in der Dimension 110/80-16, den man auf der MZ natürlich mit Schlauch fahren muss. Dies ist von Heidenau in einer technischen Broschüre erlaubt, erfordert aber eine Freigabe mit anschließender TÜV-Abnahme. Der Messschieber zeigt die Dimensionsunterschiede: Der K66 ist knapp 2cm breiter als ein 3.25-16 Reifen, und das im noch nicht mal aufgepumpten Zustand. Ich versprach mir von dem Wechsel ein besseres Fahrverhalten in Kurven und etwas geringeren Verbrauch. Hier die Vorgehensweise der TÜV-Eintragung dazu.


Niederquerschnittreifen Heidenau K66 auf Oldtimer MZ ES 250/2


Nachtrag Juli 2014: K66 Hinterradreifen nach ca. 7000 km cruisen. Ich wäre gern noch 800-1000 km weiter damit gefahren, aber es steht diesen Monat ein TÜV-Termin an, der mir mit dem Restprofil zu heikel ist. Der vorherige Heidenau K41 hat 2.500 km länger gehalten, obwohl es ein Stollenreifen war.




Ist das Hinterrad ausgebaut, kann man auch prima den Verschleiß des Kettenrads prüfen. Durch die vollständige MZ-Ketten-Kapselung gibt es hier nur selten negative Überraschungen. Es gibt angeblich Fahrleistungen von 80.000 km. Ich kenne die Laufleistung meines Kettenrads nicht, es war dran und etwas Verschleiß ist sichtbar, aber noch keine Sägezahnbildung.


Das Märchen vom entwerteten Fahrzeugbrief

Entwertete Original-Fahrzeugbriefe von Young- & Oldtimer-Motorrädern sind Gold wert. Denn darin stehen noch alle ehemals freigegebenen Reifengrößen - oftmals ohne Reifenbindung. Das gibts heute nicht mehr und die Beweispflicht liegt bei einem selbst, bzw. bei der Polizei bei einer Kontrolle. Um z.B. nachzuweisen, dass ich auf meiner alten MZ vorn 3.25, hinten aber 3.25 und 3.50 Reifen aller Couleur fahren darf, brauche ich einfach nur den den alten, ehemals "ungültig" gestempelten Fahrzeugbrief.

Das sagte mir das Fräulein vom Amt mit einem Augenzwinkern. Denn normalerweise sind ungültig erklärte Dokumente in Deutschland auch rechtskräftig ungültig. Hier aber seltsamerweise nicht, fehlt ja auch nur eine kleine Ecke am Fahrzeugbrief, der bezüglich Reifengrößen wohl immer noch gültig ist, obwohl er eigentlich komplett ungültig ist. Schlimm daran ist: Behörden teilen dem braven Moped-Bürger sowas bei der "Ungültigmachung" vor ein paar Jahren natürlich nicht mit. Ich möchte nicht wissen, wieviel ungültige Fahrzeugbriefe danach in die Mülltonne wanderten.


Reifen-Dimensionen für MZ ES 250 - 2 und MZ ES 175 - 2

Nach einer ausgiebigen Recherche im Web eine Übersicht, welche 16 Zoll-Reifen für die MZ ES-Modelle heute noch käuflich erhältlich sind:

3.00 - 16 vorn, 3.50 - 16 hinten
3.25 - 16 vorn, 3.25 - 16 hinten, oft im Schein eingetragen (mit Reifenfreigabe vom Hersteller eintragungsfrei)
3.25 - 16 vorn, 3.50 - 16 hinten, oft im Schein eingetragen (mit Reifenfreigabe vom Hersteller eintragungsfrei)
3.50 - 16 vorn, 3.50 - 16 hinten, bei 250/2 A NVA-Ausführung (bedingt eine breitere 2.15 Zoll Vorderradfelge)


Reifen für MZ ES 250 - 2 und MZ ES 175 - 2


Michelin - M45 werden in 3.50 / 3.25 nicht mehr hergestellt - evtl. Freigabe für Niederquerschnitt anfordern
3.50 - 16 Michelin M45 E2 (ganz leichtes Enduroprofil)
3.25 - 16 Michelin M45 E2 (ganz leichtes Enduroprofil)

Heidenau
3.50-16 58 P HEIDENAU K 33 TT (Klassil-Profil)
3.50-16 60 P HEIDENAU K 29 TT (für Seitenwagen)
3.25 - 16 55P HEIDENAU K41 (Trialprofil)
3.25 - 16 55P HEIDENAU K41 Snow-Tex (spezieller Winterreifen mit Trialprofil)
110/80-16 M/C 55S TL Heidenau K66 vorn u. hinten (Allwetterprofil) Nur mit Freigabe von Heidenau und TÜV Abnahme!
Evtl. auch 110/80 - 16 M/C 55S TL HEIDENAU K72 vorn u. hinten? Bei Heidenau anfragen und TÜV Abnahme?

Metzeler
3.25 - 16 Metzeler BLOCK C
3,50 - 16 Metzeler BLOCK C

Bridgestone
3.50-16 58P BRIDGESTONE S 701 RFD

Contintal
3.50-16 58P CONTINENTAL K 112

VeeRubber - relativ günstig, gelten aber qualitativ oft als nicht so gut
3,25 - 16 VRM 094 56 P VeeRubber
3,25 - 16 VRM 097 VeeRubber
3,50 - 16 VRM 159 VeeRubber
3,25 - 16 VRM 022 VeeRubber (Enduro)
3,50 - 16 VRM 022B VeeRubber (Enduro)


Mitas - früher Barum
3.50 - 16 Mitas 3RB26069
3.25 - 16 Mitas H-05
3.50 - 16 Mitas H-06
3.50 - 16 Mitas C01 (Cross)


Gemischte Marken
3.50 - 16 IRC P NR 73
3,50 x 16 F-890 Fortune
3.50-16 Cheng-Shin C-755


Erlaubte Reifen- und Felgenkombinationen für Motorräder ähnlich MZ 250 mit 16 Zoll Felgen-Durchmesser



Reifengröße Felgenbreite minimal Felgenbreite optimal Felgenbreite maximal  
2.75 x 16 1.50 1.60 1.85  
3.25 x 16 1.85 2.15 2.50  
3.50 x 16 1.85 2.15 2.50  
4.60 x 16 2.15 2.75 3.00  
Ohne Gewähr - Beispielangaben eines Felgen-Zulieferers



Größenvergleich zwischen metrischen Reifengrößen / Zollgrößen / Felgengröße



Felgenbreite in Zoll Reifenbreite Metrisch Reifenbreite in Zoll Reifenbreite in Zoll Niederquerschnitt
1.60 - 1.85 70 2.75 -
1.60 - 1.85 80 3.00 3.60
1.60 - 1.85 80 3.00 3.60
1.85 - 2.15 90 3.25 3.60
1.85 - 2.15 90 3.50 4.10
2.15 - 2.50 100 3.75 4.10
2.15 - 2.50 - 2.75 110 4.00 4.60
2.15 - 2.50 - 2.75 110 4.25 4.25 / 85
2.15 - 2.50 - 2.75 120 4.50 4.25 / 85
2.15 - 2.50 - 2.75 120 4.75 5.10
2.50 - 2.75 - 3.00 130 5.00 5.10
2.75 - 3.00- 3.50 140 5.50 -
3.00 - 3.50 150 6.00 -
3.00 - 3.50 - 4.00 160 - -
Ohne Gewähr


Weiter zu Motorradreifen beim TÜV eintragen lassen